Mehr als 750 Anhänger von Fußball-Drittligist Energie Cottbus sahen am Freitagabend (22. November), wie ihre Mannschaft als Aufsteiger nach einem 1:0-Auswärtssieg bei Viktoria Köln erneut die Tabellenspitze übernehmen konnte.
Auch am Wochenende zog kein weiteres Team vorbei, unter anderem deshalb, weil der vorherige Spitzenreiter SV Sandhausen bei Rot-Weiss Essen nicht gewann.
Doch anstatt sich über die Tabellenspitze und die bisher so starke Saison nach dem Aufstieg aus der Regionalliga zu freuen, steht bei Energie ein trauriges Thema auf der Tagesordnung.
Denn vor der Partie in der Domstadt sollen sich einige wenige Cottbus-Zuschauer komplett daneben benommen haben. Denn wie die "Lausitzer Rundschau" berichtet, ermittelt die Polizei wegen Volksverhetzung und Beleidigung.
Was soll passiert sein? Hierzu erklärt ein Polizeisprecher gegenüber der "Lausitzer Rundschau": "Während der Anreise mit der Straßenbahn der KVB AG von der Kölner Altstadt zum Stadion riefen mehrere Personen, bei denen es sich nach Angaben von Zeugen um Fans des FC Energie Cottbus gehandelt haben soll, ausländerfeindliche und antisemitische Parolen."
Zum Entsetzen der Cottbuser Faninitiative "FC Energie Cottbus - Fans gegen Nazis", die bedauert, dass einige wenige Chaoten den Ruf des Vereins in Mitleidenschaft ziehen.
Es hat mit Menschenverachtung, Hass und einer Ideologie zu tun, die in unserer Gesellschaft keinen Platz hat
Faninitiative Cottbus
Via Facebook erklärte die Faninitiative: "Was am Freitagabend in einer Straßenbahn in Köln passiert ist, hat nichts mit Fankultur, nichts mit Leidenschaft und vor allem nichts mit Energie Cottbus zu tun. Es hat mit Menschenverachtung, Hass und einer Ideologie zu tun, die in unserer Gesellschaft keinen Platz hat – und in unserem Verein erst recht nicht!"
Weiter heißt es in dem Statement: "Die Gesänge in der Straßenbahn – 'Nächster Halt: Buchenwald!', 'Hey, das geht ab, wir schieben sie alle ab!', 'Die AfD wird deutscher Meister und wir holen den Pokal' – sind nicht einfach nur dumme Sprüche. Sie sind ein Angriff auf unsere Mitmenschen, auf alles, wofür ein friedliches und respektvolles Miteinander stehen sollte. Dass Unbeteiligte in Angst und Schrecken versetzt wurden, zeigt, wie weit diese Leute bereit sind zu gehen. Frauen, die weinen. Fahrgäste, die sich hilflos fühlen. Menschen, die unsere Stadt und unseren Verein mit braunem Gedankengut in Verbindung bringen – und das durch die Taten einiger Weniger, die sich unberechtigt als Fans von Energie Cottbus ausgeben."
Vom Verein wurde noch kein offizielles Statement veröffentlicht, vermutlich wegen der aktuellen Ermittlungen. Gegenüber der "Lausitzer Rundschau" erklärte FCE-Sprecher Stefan Scharfenberg: „Wir haben aus Berichten in sozialen Medien davon erfahren, dass es solche Vorkommnisse in Köln gegeben haben soll. Dazu stehen wir nun auch mit der Polizei in Kontakt, um herauszufinden, wie sich der Ermittlungsstand und die Sachlage darstellen. Vollkommen klar ist, dass wir uns als Verein entschieden von derartigem Gedankengut distanzieren und solche Aussagen auf das Schärfste verurteilen. Das ist menschenverachtend und gehört nicht zu den Werten unseres Vereins, der sich stets für Vielfalt und Toleranz einsetzt und Fremdenfeindlichkeit, Rassismus sowie jedwede Form von Diskriminierung ablehnt.“